, Stalder Nadine

Die Ära Roger Meier geht zu Ende

Die Jahreskonzerte vom 18./19. Januar 2025 waren ein voller Erfolg und wir danken allen Besucherinnen und Besuchern. Es waren ausserdem die letzten Jahreskonzerte der MGS mit Roger Meier, denn dieser verlässt uns nach 22 erfolgreichen Jahren. Den ganzen Zeitungsbericht gibt es in diesem Beitrag.

Die Ära Roger Meier geht zu Ende

Das 22. Jahreskonzert war sein letztes: Roger Meier, langjähriger Dirigent der Musikgesellschaft Schüpfheim, tritt zurück. Er verlässt sein Blasorchester auf einem Top-Niveau. Davon konnte sich das Konzertpublikum im Gemeindesaal Adler am Wochenende überzeugen.

Nicht nur musikalische Ambitionen und Erfolge kennzeichnen die letzten Jahrzehnte der MG Schüpfheim, sondern auch die kollegiale Verbundenheit. Das «Dreamteam Dirigent und MG Schüpfheim», wie es Präsident Maurus Emmenegger nannte, blickt auf eine «unglaubliche Geschichte» zurück. «Roger, wir werden dich vermissen, dein Fachwissen, deine unermüdliche Energie und deine Freundschaft. Aber - auch du wirst uns vermissen». Dies zu bestätigen, liess sich der Geehrte nicht entgehen: «Ich liebe dieses Orchester, und ich fühlte mich auch vom Dorf getragen. 22 Jahre am Dirigentenpult dürften in der Schweizer Blasmusikszene ziemlich einmalig sein. Aber nun ist der Zeitpunkt da.»

Wie eh und je ist Roger Meier der Vollblut-Dirigent, der die Musik mit allen Fasern lebt, Emotionen ausstrahlt und seine Energie und Spielfreude auf die Musiker überträgt. So gelingt die Wiedergabe von Werken mit unterschiedlichster Thematik und Stimmung überzeugend. Das diesjährige Programm kombinierte düstere Momente wie Kriegswirren und Liebeskummer mit freudigen Erfahrungen durch Zauberei, Frauenpower oder Strandleben. Klärende Hinweise der versierten Moderatorin Andrea Müller machten die Werke besser verständlich.

Von Kampf und Kummer…

Hochdramatisch und emotional ist die sinfonische Dichtung «Fields of Honour» von Thierry Deleruyelle. Der zeitgenössische Komponist und Perkussionist schildert die verheerende Schlacht an der Somme von 1916. Da sind alle Register bis an die Grenzen gefordert. Die Interpretation der Musikgesellschaft mit melancholischen Klagen, stampfendem Marschgetöse, nahen Schüssen und fernem Grollen, bisweilen mit hoffnungsvollen, melodiösen Lichtblicken ging unter die Haut.

Ähnlich in der Thematik, aber komplett anders in der Sprache kam die schlichte «Hymn to the Fallen» (Hymne für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen) daher. Hier hat der grosse Filmkomponist John Williams in Spielbergs preisgekröntem Film «Der Soldat James Ryan» eines seiner emotionalsten Werke vorgelegt. Der Musikgesellschaft gelang es eindrücklich, die Feinheiten dieses lyrischen Meisterwerks auszugestalten.

Vom Marbacher Musiker Albert Benz stammt die Fantasie «Simelibärg» über das wohl älteste noch bekannte Schweizer Volkslied, das «Guggisberglied», in dem sich das gramgebeugte «Vreneli» nach «Simes Hansjoggeli» sehnt. Die Schüpfheimer Musiker gaben «Vrenelis» Kummer musikalische Tiefe und erzeugten eine fast andächtige Stimmung.

… zu Licht und Leben

«Lux Futura»/»Licht der Zukunft» heisst die zeitgenössische Komposition des Belgiers Kevin Houben, welche die MGS als Selbstwahlstück für das Kantonale Musikfest 2025 in Sursee ausgewählt hat. Houben entwirft in diesem spannungsreichen Tongemälde Bilder der niederländischen Handels- und Industriestadt Delft, welche die MGS in ihrer Verschiedenartigkeit wunderbar aufleben liess: Glocken der «Oude Kerk», Marktstimmung, Stadtbrand, moderne Technik oder die Liebe der Bevölkerung zu ihrer Stadt. Mit wuchtigen Tutti und bestechenden Soli von Flöte bis Fagott, lieblichen Melodien, wilden Szenen und versöhnlichen Tönen liess sich das Publikum beeindrucken, dies fünf Monate vor dem Wettbewerbstag notabene. Am Musikfest in Sursee wird der Verein mit Manuel Renggli als Projekt-Dirigent vor die Jury treten.

Von Jazz über Pop zu Latin

Die «Songs of the Wizz» von der schwarzen Jazzlegende Quincy Jones brachten swingende Töne ins Programm. Drei grosse Pop-Hits von amerikanischen Powerfrauen (Ava Max, Billie Eilish und Dua Lipa) kombinierte das Medley «2020’s Pop Divas on Stage». Schliesslich holte das Blasorchester mit «Copacabana» lebhaftes brasilianischen Strandfeeling in den Konzertsaal. In allen diesen Werken mit gehaltvoller Unterhaltungsmusik zeigten die Instrumentalisten ihre rhythmische und stilistische Bandbreite und Flexibilität. Die übliche Marschzugabe wurde dem dankbaren Publikum nicht vorenthalten.

Zwischen den zwei Programmblöcken präsentierte sich am Samstag die Tambourengruppe Schüpfheim mit drei fetzigen und präzis gespielten Tambourenstücken, teils mit wirkungsvollen Show-Effekten. Der Verein kann im Sommer sein 60-Jahr-Jubiläum feiern. Am Sonntag durfte die Beginnersband der Musikschule mit ihrem Leiter Noah Gutheinz als Gastformation das Konzert eröffnen.

 

«Volksmusik – ächt Äntlibuech»

So heisst das KKL-Projekt, zu dem die MG Schüpfheim am 14. April nach Luzern einlädt. An diesem Tag gehört das Luzerner Konzerthaus dem Entlebuch und der MGS als Organisatorin von zwei Kinderkonzerten, einem volkstümlichen Fyrabekonzert und einem abendfüllenden Galakonzert, das sie selbst mitbestreitet. Infos und Tickets gibt’s unter mgschuepfheim.ch.

Neuer Eidgenössischer Veteran

Seit 1990 spielt Lukas Zihlmann Euphonium in der MGS, unterbrochen durch einige Jahre bei der BB Bürgermusik Luzern. Für 35 Jahre aktives Musizieren wird ihm am 13. Juni in Sursee die ehrenvolle Auszeichnung «Eidgenössischer Veteran» verliehen.

Text und Bild: Ruedi Emmenegger